1880
There is, we admit, a general prejudice against the negro race, but it is not any stronger in the democratic than in the republican breast. The negro is as a man entitled to freedom, and all the rights of citizenship, yet we do not as a rule whatever be our political preferences, associate closely with negroes. There is a certain innate sentiment which ranks in the cataloguing of the mental impulses with patriotism, which we might term racialism. On account of that inborn and inbread sentiment we all incline to consider the caucasian superior to the other races of the genus homo, and certainly if we ever overcome the tendency it will not be likely to be first of all in favor of the African race which occupies the lower steps in the ladder of development and civilization. All appeals based upon the perception of this sentiment of racialism are dishonest and the rankest demagoguery.
Michigan City Dispatch (Indiana) vom 24. Juni 1880, S. 2.
1897
Aujourd’hui, sortant du patriotisme, on marche au racisme: panslavisme, panlatinisme, pangermanisme, et, au delà du racisme lui-même, c’est la notion d’humanité qui, déjà, commence à se former.
Charles Malato: Philosophie de l’anarchie, Paris 1897, S. 12.
1902
Est-ce que les écrivains de l’Action française, jaloux de fonder philosophiquement leur misérable doctrine purement politique, ne regardent pas les idées de race et de tradition comme le substratum du nationalisme et du monarchisme? […]
Il ne m’appartient pas de refaire ici le procès du racisme et du traditionnalisme.
Albert Maybon: Félibrige et nationalisme, in: Revue blanche 29 (Nr. 223, vom 15. Sept. 1902), S. 139-148, hier S. 147; 147f.
1903
Segregating any class or race of people apart from the rest of the people kills the progress of the segregated people or makes their growth very slow. Association of races and classes is necessary in order to destroy racism and classism.
Pratt, R.H. (1903). [Speech for the act to provide for the division of Indian tribal funds into individual shares]. Proceedings of the 20th Annual Meeting of the Lake Mohonk Conference of Friends of the Indian 1902, S. 134-138, hier S. 134.
1914
[besonders bei physiologischen und psychologischen Merkmalen [sind] die individuellen Unterschiede viel bedeutsamer als die Rassenunterschiede […]. Ebensowenig ergab die Untersuchung der rassenhaften Eigenschaften des Gehirns Rassenunterschiede, die im Vergleich zu den Individualunterschieden ins Gewicht fallen. Auch die unmittelbare psychologische Beobachtung der Rassen ergab keine Andeutungen brauchbarer Rassenunterschiede.]
Franz Boas: Kultur und Rasse, Leipzig 1914 (= 2. Aufl. 1922), S. 224; 226.
1920
Wie die Nation, so hat auch die Rasse religionsbildende Kraft gewonnen und sich im Rassismus als Ersatzreligion aufgetan. […]
Die christliche Religion jedenfalls kann ihre Aufgabe und ihr Ziel nur darin sehen, daß der Ersatzreligion (fast ist schon dieser Name hier zu schade) des Rassismus der Todesstoß versetzt werde.
Julius Boehmer: Religionsersatz und Ersatzreligion der Gegenwart (Schluß), in: Zeitschrift für Missionskunde und Religionswissenschaft 35 (1920), S. 257-271, hier S. 265; 266.
1924
La place prise par le racisme dans la vie politique allemande est l’un des traits caractéristiques de son évolution depuis la dernière guerre. Inconnue, ou presque, en 1922, la doctrine «vœikisch» a su conquérir en quelques mois, avec une effrayante rapidité, et dans toutes les classes de la société, un nombre de partisans enthousiastes, bien qu’elle ne soit, au fond, qu’un ramassis fangeux de tendances disparates, au-dessus desquelles surnagent un super-patriotisme perpétuellement furieux et un antisémitisme suprêmement intransigeant. Elle possède aujourd’hui des représentants convaincus et d’une ambition sans limites dans presque toutes les assemblées parlementaires allemandes. […]
Le racisme a fait sienne la théorie de la supériorité absolue et définitive de la race germanique. Il veut la traduire dans l’ordre des faits et la réaliser sur le terrain politique. C’est ce qui lui permet de croître et de multiplier. […]
Le racisme se flatte ensuite d’être l’héritier direct des penseurs et des écrivains allemands de la fin du dix-huitième et du début du dix-neuvième siècles et de conserver intacte toute leur tradition. […]
Hegel n’est, du reste, pas seulement le précurseur du racisme parce qu’il est le père de la «guerre raisonnable, donc divine», il l’est plus encore par sa foi dans l’incontestable supériorité allemande. Selon lui, en effet, le monde, après avoir successivement traversé les périodes orientale, grecque et latine, en est arrivé à la période germanique. Les peuples de cette origine ont donc un droit absolu sur tous les autres. et les autres n’en ont point contre eux.
Jacques de Préchac: Un ultranationalisme maladif: le racisme allemande, in: Le Correspondant 96 (Nr. 1490 vom 25. Okt. 1924), S. 161-180, hier S. 161; 169; 170; 171.
1926
Zwischen den einzelnen Rassen bestehen nur so geringe Unterschiede, daß man gar nicht sagen kann, was keine Paravariation mehr ist. […] In Europa gibt es infolge der fortwährenden Wanderungen keine reinen Rassen mehr. Der Begriff der Rasse läßt sich daher nicht aufrechterhalten. Die Rassentheorie ist ein Irrweg der Rassenhygiene und diese ist daher ein Unfug. […] Der Rassismus ist ein Kind des nationalen Chauvinismus, das er, schon stark gealtert, noch in die Welt gesetzt hat; dieses Kind hat nun studiert, wobei der Kapitalismus ihm kräftig unter die Arme griff, und so ist nun die Rassenhygiene zum Verfechter des Kapitalismus geworden.
[Prof. Karl Kainrath, Lehrer der Naturgeschichte]: [Gegenreferat zu einem Referat über das Wesen der Rassenhygiene der oberösterreichischen Gesellschaft für Rassenhygiene auf Einladung der Sozialdemokratischen Partei Österreichs] nach Leopold Gschwendtner: Marxistische Argumentationen gegen die Rassenhygiene, in: Archiv für Rassen- und Gesellschaftsbiologie 18 (1926), S. 233-235, hier S. 234f.
1930
Le racisme de M. Hitler plonge ses racines loin dans l’histoire allemande, en même temps qu’il puise des inspirations aux courants les plus récents et les plus proches, tels que le fascisme italien.
René Pinon: Chronique de la quinzaine, in: Revue des deux mondes 55 (1930), S. 230-240, hier S. 233f.
1930
Die modernen Vertreter der wertenden Rasseforschung […], die ich als die ,,rassistische Geschichtsauffassung“ oder kurz als ,,Rassismus“ bezeichnen will, […] behaupten […], daß die angeborene Rasse, die über die großen geschichtlichen Bewegungen entscheide, weder durch das Milieu im allgemeinen noch durch die Produktionsverhältnisse im besonderen beeinflußt werden könne, und daß diese Faktoren für den Ablauf der Geschichte nur sekundäre Bedeutung haben. So stellt sich der Rassismus in bewußten Gegensatz zum Marxismus. Er schafft die Ideologie für den großbürgerlichen Imperialismus, wie für den kleinbürgerlichen Nationalismus und gibt der Vergewaltigung der schwächeren durch die stärkeren ‒ also edleren ‒ Rassen eine nachträgliche Rechtsgrundlage. Er beweist aber auch die Notwendigkeit der Klassengliederung des Klassenstaates durch die Feststellung, daß den oberen Klassen ihre Herreneigenschaften, den unteren ihre Minderwertigkeit angeboren seien, er ergänzt so das durch die Menschen geschaffene durch ein von der Natur gesetztes Erbrecht. […]
wenn die farbigen Rassen gezeigt haben werden, daß sie nicht schwächer sind, dann wird auch der Rassismus nicht umhin können, zuzugestehen, daß sie nicht schlechter sind, dann wird vielleicht auch die Bahn frei werden für eine objektive, nicht wertende Rassenwissenschaft.
Hugo Iltis: Volkstümliche Rassenkunde, Jena 1930, S. 6; 80; vgl. Wulf D. Hund: „Die Befreiung der unterdrückten Rassen kann nur das Werk der unterdrückten Rassen selbst sein“. Marginalie zur Kritik des Rassismus durch Hugo Iltis, in: Das Argument 57 (2015), S. 493-502.
1931
Der Rassismus betont erstens, daß die Menschenrassen nicht gleichwertig sind, daß vielmehr großen, edlen, kulturschöpferischen Rassen ‒ vor allem der „arischen“ (Gobineau), „germanischen“ (Chamberlain), „nordischen“ (Günther) ‒ eine große Zahl mehr oder weniger minderwertiger gegenüberstehen. Er leitet daraus zweitens die moralische Forderung ab, diese edle Rasse möglichst rein und frei von Kreuzungen zu halten (Kastenideal) und für ihre weiteste Verbreitung auf dem Globus zu sorgen (Ideologie des Imperialismus). Drittens endlich betont der Rassismus, daß mit der guten oder schlechten Rasse der Aufstieg oder Untergang der Kultur im engsten Zusammenhang steht, daß in Wahrheit die Rasse der Motor der Geschichte sei. So stellt sich der Rassismus in scharfen Gegensatz zum Marxismus, der in den Änderungen des gesellschaftlichen Milieus, der gesellschaftlichen Verhältnisse, der Wirtschaft das in erster Linie die Geschichte bestimmende Moment erblickt. […]
Gegenüber den rassistischen Verstiegenheiten ist noch einmal auf das Resultat der objektiven, wertfreien Forschung hinzuweisen. Das deutsche Volk ist ein Rassengemisch aus vielen Elementen. […]
Die objektive Wissenschaft zeigt uns, daß die Juden eine Mischrasse sind, wie das deutsche Volk, und daß im Judentum auch nahezu dieselben Rasseelemente vorhanden sind, wie bei den anderen europäischen Völkern. Die Eigenart der Juden hat mit Rasse und mit dem „Blut“ wenig zu tun, viel mehr wohl mit dem Jahrhunderte lang wirkenden Milieu der Unterdrückung und des Gettos.
Hugo Iltis: Rassenforschung und Rassenfrage, in: Der Kampf. Sozialdemokratische Monatsschrift (Wien) 24 (1931), S. 220-225, hier S. 221; 224; 225.
[1933-34]
If it were practicable, we should certainly do well to eradicate the term “race” as far as subdivisions of the human species are concerned; or, if we do use it in this way, to put it in quote-marks to show that it is questionable. […]
After the exhaustions and disappointments of the war, the humiliations of the Treaty of Versailles, the miseries of inflation and widespread unemployment, Germany was in an explosive and catastrophic mood, ready to accept blindly the leadership of a supposedly strong man who said: “everything must be changed,” trumpeted new ideals and offered release from accumulated tensions. Racism was one of these safety-valves, one of these means of release. The flight into racism seemed to provide for a restoration of self-esteem, for satisfaction of the self-assertive impulse, for gratification of the will to power by tyrannising over an enemy within the gates who was certainly more accessible and less dangerous to tackle than a reputed enemy across the national frontiers. Racism, like war, made it easy to hunt people out of their positions and to occupy these, to seize “undesirablcs” and seclude them in concentration camps, to sing “hymns of hate,” to organise celebrations of victory, to become dizzy with success, to make enthusiastic speeches. It was also possible for mass-selfishness to parade behind the respectable mask of patriotism or nationalism. Under racist auspices, too, it became easy for self-seeking to take the name of eagerness for the public welfare. Internal and external hindrances to the cult of egoism having been removed, the apostles and energumens of racism can in all good faith give free rein to impulses of which they would be ashamed did they realise their true nature. Selfishness has been “rationalised.” […]
The suppositions upon which German racism is grounded, are local and transitory. This assurance consoles and fortifies us. Before the war the Germans did not need such an artifice as racism to fortify their confidence and fill them with an assurance of superiority. Their achievements in all domains, their high position in the world, the large proportion of distinguished persons among them, sustained their proper pride, so that even the most modest could congratulate himself on being a German. […]
Racism tends to promote severance and is therefore harmful. It is such an invention as poison gas, which can only minister to death, to conflict, and to destruction, can only foster hatred instead of love. Not until we all hate hatred and love love, can man enter into his kingdom.
Magnus Hirschfeld: Racism (1933-34), übers. von Eden and Cedar Paul, London 1938, S. 57; 259f.; 262; 264.
1935
H. Iltis: Der Rassismus im Mantel der Wissenschaft […]
H. Reiner: Der Rassismus frisst seine Amme […]
W. Bodansky: Rassismus ‒ geistiges Giftgas!
Rasse in Wissenschaft und Politik, Prag 1935.
1940
the anthropologist, who has probably spent years of his life patiently investigating racial differences, has to say again that to recognize Race does not mean to recognize Racism. […] Racism is not, like race, a subject the content of which can be scientifically investigated. It is, like a religion, a belief which can be studied only historically.
Ruth Benedict: Race. Science and Politics, New York 1940, S. v; 153; vgl. Mark Anderson: Ruth Benedict, Boasian anthropology, and the problem of the colour line, in: History and Anthropology 25 (2014), S. 395-414.
1950
The preamble of Unesco’s Constitution, adopted in 1945, specifically named racism as one of the social evils which the new Organization was called upon to combat. […]
Racism is a particularly vicious and mean expression of the caste spirit. It involves belief in the innate and absolute superiority of an arbitrarily defined human group over other equally arbitrarily defined groups. Instead of being based on scientific facts, it is generally maintained in defiance of the scientific method. As an ideology and feeling, racism is by its nature aggressive. It threatens the essential moral values by satisfying the taste for domination and by exalting the contempt for man. Concern for human dignity demands that all citizens be equal before the law, and that they share equally in the advantages assured them by law, no matter what their physical or intellectual differences may be.
UNESCO: The Race Question, Paris 1950, S. 1; 3; https://unesdoc.unesco.org.
1952
Race hatred and conflict thrive on scientifically false ideas and are nourished by ignorance. In order to show up these errors of fact and reasoning, to make tidely known the conclusions reached in various branches of science, to combat racial propaganda, we must turn to the means and methods of education, science and culture, which are precisely the three domains in which Unesco’s activities are exerted; it is on this threefold front that the battle against all forms of racism must be engaged. […]
1. Scientists are generally agreed that all men living today belong to a single species, Homo sapiens, and are derived from a common stock, even though there is some dispute as to when and how different human groups diverged from this common stock. The concept of race is unanimously regarded by anthropologists as a classificatory device providing a zoological frame within which the various groups of mankind may be arranged and by means of which studies of evolutionary processes can be facilitated. In its anthropological sense, the word “race” should be reserved for groups of mankind possessing well-developed and primarily heritable physical differences from other groups. Many populations can be so classified but, because of the complexity of human history, there are also many populations which cannot easily be fitted into a racial classification.
UNESCO: The Race Concept. Results of an Enquiry, Paris 1952, S. 5f.; 11; https://unesdoc.unesco.org.
1962
Biological racism, which had many influential exponents during the late nineteenth and early twentieth centuries […], had an easy explanation — some peoples are by nature incapable of progressing beyond tribal savagery, while others are superior and develop civilizations. Although cultural evolutionism has no necessary connection with biological racism, some social scientists felt suspicious of both. […]
Ethnic groups are biologically the same phenomenon as races, subspecies, and breeds. To imply that if man had races, then race prejudice would be justified is to justify race prejudice
Theodosius Dobzhansky: Mankind Evolving. The Evolution of the Human Species, New Haven 1962, S. 9; 269.
1966
eingedenk der in der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte enthaltenen feierlichen Feststellung, daß alle Menschen frei und an Würde und Rechten gleich geboren sind und daß jeder ohne irgendeinen Unterschied, insbesondere der Rasse, der Hautfarbe oder der nationalen Abstammung, Anspruch hat auf alle in der genannten Erklärung aufgeführten Rechte und Freiheiten; in der Erwägung, daß alle Menschen vor dem Gesetz gleich sind und ein Recht auf gleichen Schutz des Gesetzes gegen jede Diskriminierung und jedes Aufreizen zur Diskriminierung haben; […] in der Überzeugung, daß jede Lehre von einer auf Rassenunterschiede gegründeten Überlegenheit wissenschaftlich falsch, moralisch verwerflich sowie sozial ungerecht und gefährlich ist und daß eine Rassendiskriminierung, gleichviel ob in Theorie oder in Praxis, nirgends gerechtfertigt ist; in erneuter Bekräftigung der Tatsache, daß eine Diskriminierung zwischen Menschen aufgrund ihrer Rasse, ihrer Hautfarbe oder ihres Volkstums freundschaftlichen und friedlichen Beziehungen zwischen den Völkern im Wege steht und daß sie geeignet ist, den Frieden und die Sicherheit unter den Völkern sowie das harmonische Zusammenleben der Menschen sogar innerhalb eines Staates zu stören
Internationales Übereinkommen zur Beseitigung jeder Form von Rassendiskriminierung vom 7. März 1966, in: Bundesgesetzblatt 1969, II, S. 962-980, hier S. 962f.
1977
Rassismus. Rassenideologie, Gesamtheit rassenideologischer Denk- und Verhaltensweisen, eine im Zusammenhang mit imperialistischen, faschistischen und reaktionären Bestrebungen auftretende Ideologie, die sich zur Rechtfertigung der Diskriminierung, Unterdrückung bis zur Ausrottung mißliebiger Minderheiten des (naturwissenschaftliche und sozialhistorische Tatsachen und Erkenntnisse verkennenden oder diese fälschenden) rassentheoretischen Postulats der Höher- oder Minderwertigkeit der verschiedenen Menschenrassen bedient.
Deutsches Fremdwörterbuch, Bd. 3, 1977.
1978
Preamble […] Noting with the gravest concern that racism, racial discrimination, colonialism and apartheid continue to afflict the world in ever-changing forms, as a result both of the continuation of legislative provisions and government and administrative practices contrary to the principles of human rights and also of the continued existence of political and social structures, and of relationships and attitudes, characterized by injustice and contempt for human beings and leading to the exclusion, humiliation and exploitation, or to the forced assimilation, of the members of disadvantaged groups
Article 1 […] 2. All individuals and groups have the right to be different, to consider themselves as different and to be regarded as such. However, the diversity of life styles and the right to be different [UNESCO-Übersetzung: Die Unterschiedlichkeit der Lebensformen und das Recht auf Verschiedenheit] may not, in any circumstances, serve as a pretext for racial prejudice; they may not justify either in law or in fact any discriminatory practice whatsoever, nor provide a ground for the policy of apartheid, which is the extreme form of racism.
Article 2 […] 2. Racism includes racist ideologies, prejudiced attitudes, discriminatory behavior, structural arrangements and institutionalized practices resulting in racial inequality as well as the fallacious notion that discriminatory relations between groups are morally and scientifically justifiable; it is reflected in discriminatory provisions in legislation or regulations and discriminatory practices as well as in anti-social beliefs and acts; it hinders the development of its victims, perverts those who practice it, divides nations internally, impedes international co-operation and gives rise to political tensions between peoples; it is contrary to the fundamental principles of international law and, consequently, seriously disturbs international peace and security.
UNESCO-Declaration on Race and Racial Prejudice vom 27. November 1978, http://portal.unesco.org; vgl. https://www.unesco.de/mediathek/dokumente/unesco/unesco-erklaerungen.
1984
Der vorher [vor 1945] wenig gebrauchte Begriff ‚Rassismus‘ (‚racisme‘, ‚racism‘) setzte sich im englischen und französischen, danach auch im deutschen Sprachgebiet durch. Er wurde durch den Nationalsozialismus provoziert und bezeichnet im herabsetzenden Sinne den Mißbrauch des Rassebegriffs durch seine ungerechtfertigte Übertragung auf Geschichte und Politik bis hin zu (erlebten) Folgerungen, die sich aus Rassendünkel und Rassendiskriminierung ergeben haben und noch ergeben. Der zunächst auf den Nationalsozialismus bezogene Begriff ist seit 1945 auch auf andere anstoßende Fälle, wie z.B. Südafrika (Apartheid), angewandt worden. Er bietet sich auch für die Vergangenheit an, in der er unbekannt gewesen ist.
Werner Conze: Rasse, in: Geschichtliche Grundbegriffe. Historisches Lexikon zur politisch-sozialen Sprache in Deutschland, Bd. 5, Stuttgart 1984, S. 135-136; 146-178, hier S. 178.
2007
Der Rassismus ist eine Übertreibung. Wo immer wir ihm begegnen, haben wir es mit einseitigen und extremen Entstellungen der Wirklichkeit zu tun: überzogene Selbst- und herabsetzende Fremdbilder, gewalttätige Ausgrenzung bis hin zum Vernichtungswahn, radikale Unterdrückung, übersteigerter Haß oder übertriebene Diffamierung. Unabhängig davon, was wir im Einzelnen als Rassismus bezeichnen, es beinhaltet regelmäßig einen Extremismus, der sich dem unmittelbaren Verständnis zunächst entzieht. Stattdessen spiegelt ihn die öffentliche Wahrnehmung häufig nur wider, indem sie den Rassismus als ‹Grundübel› und ‹Geißel› der Menschheit beschreibt, als ‹Krankheit› und ‹Wahn›, als ‹Perversion› der Moderne, als ‹Virus› oder ‹auszurottende Plage› der Gesellschaft. […] Wir betrachten ihn [d.i. den Rassismus] als eine Festschreibung und Essentialisierung menschlicher Ungleichheit und übersehen, daß wir damit weniger seine Funktionsweise beschreiben als die Weltsicht beim Wort nehmen, die er selber propagiert. Auch schreiben wir dem Rassismus häufig eine fast unendliche Langlebigkeit zu und gehen davon aus, daß er Geschichte und Zivilisation seit ihren frühesten Anfängen begleitet habe, ohne dies aber genauer zu prüfen. Schließlich nehmen wir an, daß er allein auf Lügen beruhe, die sich durch wissenschaftliche Aufklärung widerlegen ließen – und vergessen, wie häufig sich gerade der Rassismus auf wissenschaftliche Erkenntnis beruft. […] Der Rassismus ist weder natürlich noch universal oder in anderer Weise metahistorisch, sondern ein Produkt menschlicher Kultur, eine Hervorbringung menschlichen Denkens, eine Form menschlichen Handelns und somit ein durch und durch historisches Phänomen. Das bedeutet vor allem: Der Rassismus ist wandelbar und er hat sich im Laufe der Geschichte in der Tat immer wieder verändert. […] [Das Buch] ist von dem Interesse bestimmt, den Rassismus nicht länger als das fundamental Andere unserer politischen Vernunft hinzustellen, sondern ihn historisch als das zu erkennen, was er ist: ein Erbe der geschichtlichen Entwicklung unseres modernen Denkens und damit ein Teil unserer modernen Rationalität.
Christian Geulen: Geschichte des Rassismus, München 2007, 2. durchges. Aufl. 2014, S. 7f.
2017
Rassismus ist der Glaube daran, dass Menschen biologisch nach ‘Rassen’ unterteilt werden können’. Dabei verbindet sich das historische Interesse daran, diesen Mythos am Leben zu erhalten mit der Macht, ihn global wirkmächtig und irreversibel zu machen. Bei Rassismus handelt es sich um ein paneuropäisches Projekt der Erfindung von Menschen‘rassen’, bei dem es im Kern darum geht, Europa und das ihm einverleibte Christentum als weiß und überlegen zu konstruieren, um weiße Macht herzustellen und zu garantieren. Weiße haben sich vermittels des Rassismus die Welt passförmig gemacht, um sie zu beherrschen. Rassismus ist daher white supremacy, eine weiße Herrschaftsform. Rassismus hat sich von jeher als und im Orientalismus, Antisemitismus, Afrikanismus und Antiziganismus ausdifferenziert. Diese Formen des Rassismus unterscheiden sich, weisen aber eine gemeinsame strukturelle und diskursive Schnittmenge auf.
Susan Arndt: Rassismus. Eine viel zu lange Geschichte, in: Karim Fereidooni und Meral El (Hg.): Rassismuskritik und Widerstandsformen, Wiesbaden 2017, S. 29-45, hier S. 33f.
2017
In Deutschland gibt es keine staatlich organisierte, systematische Benachteiligung von Bevölkerungsgruppen (z. B. Apartheid, „Rassengesetze“ u. Ä.). Die in Deutschland bestehenden staatlichen Institutionen sind durch rechtsstaatliche Strukturen geprägt und unterliegen den Normen des demokratischen Verfassungsstaates. Formen rassistischer Diskriminierungen und Gruppenbezogener Menschenfeindlichkeit können jedoch in allen gesellschaftlichen und staatlichen Strukturen vorkommen. Die Bundesregierung wendet sich in diesem Kontext daher auch verstärkt dem Problem des Rassismus in Institutionen zu. Damit sind z. B. mögliche rassistische Stereotype und Einstellungen von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern in staatlichen Institutionen gemeint, die sich durch Verhaltensweisen direkt oder indirekt auf Arbeitsprozesse und Verfahrensregelungen in diskriminierender Weise auswirken. […]
Mit Blick auf den Begriff „Rasse“ stellt sich die Bundesregierung wider jede Annahme oder Lehre, die die Existenz unterschiedlicher menschlicher „Rassen“ behauptet.
Bundesministerium des Innern/Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend: Nationaler Aktionsplan gegen Rassismus, Berlin 2017, S. 9; 14.
2019
Je nach disziplinärem und methodischem Zugang wird Rassismus als Ideologie, Diskurs, Dispositiv, Apparat oder flexible symbolische Ressource konzipiert. Rassismus ist ein „gesellschaftliches Verhältnis“ oder ein „Strukturprinzip gesellschaftlicher Wirklichkeit“, das die ungleiche Verteilung von Lebenschancen und den ungleichen Zugang zu gesellschaftlichen Ressourcen begründet. Zentrales Moment dieses Herrschaftsverhältnisses ist ein normalisierendes Differenzdenken, das von zwei angeblich natürlichen, homogenen und unüberbrückbaren Identitäten, Kulturen oder Kategorien (Weiß/Schwarz, „Deutsch“/„Ausländer“, „Westen“/„Islam“, „Deutsch“/„Jude“ etc.) mit gegensätzlichen Qualitäten ausgeht und diese ständig neu kreiert. Als soziales Phänomen manifestiert sich Rassismus auf allen Ebenen des sozialen Zusammenlebens, wenn auch auf unterschiedliche Art und Weise. Rassismus unterscheidet sich in Zeit und Raum. Insofern ist nicht von dem Rassismus, sondern von Rassismen auszugehen.
Cengiz Barskanmaz: Recht und Rassismus. Das menschenrechtliche Verbot der Diskriminierung aufgrund der Rasse, Berlin 2019, S. 20.
2019
In a majority of instances, polygenism did go hand in hand with racist views, even though the theory as such did not require this. Yet my contention is that racism became scientific when the reverse took place – namely, when the scientific theory of human origins itself became an inherently racist thesis, even though the theory’s advocates may have been on the side of the abolition of slavery and for “Negro emancipation.” This happened – that is, a scientific theory of origins acquired racism as an intrinsic component – when Charles Darwin published his On the Origin of Species (1859) and some of his followers based the gradual evolution of Homo sapiens from ape-like ancestors on the interpretation of human varieties as lower-to-higher levels of humanization. More specifically, the turn to scientific racism took place in the wake of the so-called hippocampus controversy about the relationship between humans and apes. The protagonists were Thomas Henry Huxley, who formulated the Darwinian, racist “law” that came to be known as “Huxley’s rule,” and his bête noire, Richard Owen, who held on to a Blumenbachian/Prichardian belief that the differences between human varieties are insignificant compared to human-ape ones. Huxley was judged the winner, and scientific racism unfurled its banner. […] While attacking Owen’s classic picture of the contrast between the skulls of humans and of anthropoid apes, Huxley developed a “law” or “rule” that canonically encapsulated modern scientific racism. It states that, anatomically speaking, the difference between the purportedly highest human race and the supposedly lowest is larger than the difference between the lowest human race and the highest ape.
Nicolaas Rupke: Scientific Racism and Huxley’s Rule, in: Nicolaas Rupke und Gerhard Lauer (Hg.): Johann Friedrich Blumenbach. Race and Natural History,1750-1850, New York 2019, S. 233-247, hier S. 234; 241.
2020
Rassismus, weltanschaulich formulierter Glaube an die Höherwertigkeit der eigenen und die Minderwertigkeit anderer Rassen sowie oft an deren Gefährlichkeit für die eigene (Angst vor Vermischung usw.). R. ist im Europa der letzten zwei Jahrhunderte vor allem als Antisemitismus aufgetreten, in den USA und Südafrika vor allem als Ausgrenzung und Benachteiligung der Schwarzen. R. ist nicht bloß individuelle Einstellung oder Ideologie im Sinne falschen Bewusstseins, sondern eine gesellschaftliche Struktur, die durch Praxen der Rassifizierung reproduziert wird. Er basiert auf einem Archiv rassistischen Wissens, das die Wahrnehmungsweise der durch R. Privilegierten sowie der unmittelbar negativ Betroffenen prägt. Je nach Betrachtungsweise wird unterschieden zwischen alltäglichem und strukturellem bzw. institutionellem Rassismus sowie zwischen spezifischen Formen, wie dem antimuslimischen Rassismus. Rassismen werden meist nicht als unveränderlich, sondern als wandelbar begriffen, u. a. in der Analyse von Konjunkturen des R. und Antirassismus oder der Verschiebung vom biologistischen zum kulturellen Rassismus. Historisch ist R. zudem eng verbunden mit Nationalismus, Kolonialismus und Sklaverei. Insbesondere mit dem Begriff der Intersektionalität wird er im Zusammenhang mit u. a. Sexismus und Klassismus betrachtet.
Werner Fuchs-Heinritz und Helge Schwiertz: [Art.] Rassismus, in: Daniela Klimke et al. (Hg.): Lexikon zur Soziologie, 6. Aufl. Wiesbaden 2020, S. 632.
Literatur
Werner Conze/Antje Sommer: Rasse, in: Geschichtliche Grundbegriffe. Historisches Lexikon zur politisch-sozialen Sprache in Deutschland, Bd. 5, Stuttgart 1984, S. 135-178.
Robert Miles und Malcolm Brown: Racism, London 1989, 2. Aufl. 2003, dt. Rassismus. Einführung in die Geschichte und Theorie eines Begriffs, Hamburg 1991.
Robert Miles: Bedeutungskonstitution und der Begriff des Rassismus, in: Argument 31 (1989), S. 353-367.
Ivan Hannaford: Race. The History of an Idea in the West, Baltimore 1996.
Michael Banton/Elisabeth Adler: Rassismus, in: Theologische Realenzyklopädie, Bd. 28, Berlin 1997, S. 142-161.
Gerhard Grohs: Rasse/Rassismus, in: Handbuch religionswissenschaftlicher Grundbegriffe, Bd. 4, Stuttgart 1998, S. 360-363.
George M. Fredrickson: Racism. A Short History (2002), dt. Rassismus. Ein historischer Abriss, Hamburg 2004.
Marc Crépon/Barbara Cassin/Claudia Moatti: Peuple/Race/Nation, in: Barbara Cassin (Hg.): Vocabulaire Européen des Philosophies – Dictionnaire des Intraduisibles, Tours 2004, S. 919-930.
Mathias Bös: Rasse und Ethnizität. Zur Problemgeschichte zweier Begriffe in der amerikanischen Soziologie, Wiesbaden 2005.
Christian Geulen: Antisemitismus – Rassismus – Xenophobie: Zur Unterscheidung moderner Anfeindungsformen, in: Jahrbuch des Simon-Dubnow-Instituts, Leipzig 2006, S. 257-278.
Christian Geulen: Geschichte des Rassismus, München 2007.
Wolfgang Jantzen: Rassismus, in: Markus Dederich und Wolfgang Jantzen (Hg.): Behinderung und Anerkennung, Stuttgart 2009, S. 226-233.
Michael A. Zárate: Racism in the 21st century, in: Todd D. Nelson (Hg.): Handbook of Prejudice, Stereotyping, and Discrimination, New York 2009, S. 387-406.
Patricia Hill Collins and John Solomos (Hg.): The Sage Handbook of Race and Ethnic Studies, Los Angeles 2010.
Naomi Zack (Hg.): The Oxford Handbook of Philosophy and Race, Oxford 2016.
Peter Hervik und Andre Gingrich: Rassismus, in: Fernand Kreff, Eva-Maria Knoll und Andre Gingrich (Hg.): Lexikon der Globalisierung, Bielefeld 2011, S. 335-338.
Ron Mallon: Was race thinking invented in the modern West?, in: Studies in History and Philosophy of Science A 44 (2013), S. 77-88.
Nina Sauter: Der Begriff der „Rasse“. Eine Untersuchung der Begriffsgeschichte von der Aufklärung bis ins 20. Jahrhundert, Düsseldorf 2016.
Milena Detzner, Ansgar Drücker, Sebastian Seng (Hg.): Rassismuskritik. Versuch einer Bilanz über Fehlschläge, Weiterentwicklungen, Erfolge und Hoffnungen, Düsseldorf 2016.
Susanne Wernsing (Hg.): Rassismus. Die Erfindung von Menschenrassen, Göttingen 2018.
Naika Foroutan u.a. (Hg.): Das Phantom „Rasse“. Zur Geschichte und Wirkungsmacht von Rassismus, Wien 2018.
Cengiz Barskanmaz: Recht und Rassismus. Das menschenrechtliche Verbot der Diskriminierung aufgrund der Rasse, Berlin 2019.